Wer ein Paket erwartet, geht davon aus, dass der Auftraggeber den Transport bis zur Haustüre bezahlt hat. Doch diese Erwartung wird häufig enttäuscht, wenn Pakete an Packstationen abgeholt werden müssen. In der Weihnachtszeit scheint dies häufiger der Fall zu sein. Betroffene Leser vermuten System hinter dem Phänomen.
H. betreibt eine medizinische Praxis in Essen und erwartet eine Sendung mit dringend benötigtem Medizinbedarf. Eine Sendungsmitteilung per E-post ist ergangen und lässt eine termingerechte Zustellung erwarten. Als die nicht erfolgt kommt die Überraschung, eine telefonische Nachfrage bei DHL ergibt, die Sendung sei wegen nicht angetroffenem Empfänger an eine Packstation zur Abholung gegangen. Abgesehen von der Tatsache, dass die Praxis während der Zustellzeit geöffnet war und im Haus ganztägig Personen anwesend waren, ärgert sich die Empfängerin, da keinerlei Benachrichtigung hinterlassen wurde. Das gleiche Spiel wiederholt sich nach zwei Tagen bei der gleichen Empfängerin, als sie ein DHL-Paket mit Kinderspielzeug erwartet. Von Einzelfällen und Vorweihnachtsbelastung zu reden wäre in Anbetracht einer Vielzahl uns hier bekannt gewordener Fälle im Jahresverlauf sicher untertrieben. Wir haben redaktionell bei der Pressestelle der DHL um Auskunft gebeten. Von System mag man dort nicht reden, es müsse sich um Einzelfälle handeln. Eine Einschätzung, die aber nicht einmal von uns befragten Verteilern geteilt wird. Vertraulich berichtet man von vielen Aushilfskräften. Da sei es wohl auch am einzelnen Fahrer gelegen, ob er darauf baut, dass ein Benachrichtigungszettel ja auch verschwinden könne. Hoher Park- und Zeitdruck kämen hinzu. Das DHL dies wohl nicht billige lässt sich nicht abstreiten, aber vielleicht hat das System ein unkontrolliertes Leck, zu Lasten der Empfänger, die genervt in Selbstversorgung die Pakete von den Ladestationen abholen und somit dem Unternehmen unfreiwillig Kosten und Zeit sparen helfen.
Wir werden weiterhin bei DHL um Auskunft bitten und berichten. Dass die Unternehmen dieser Branche ohnehin ihre Kunden versuchen zur Benutzung von Ladestationen zu animieren, ist in diesem Kontext sicherlich wirtschaftlich auch nicht unbedeutend.
Unser Rat an den Verbraucher: Wenn es nicht sehr eilige Waren sind, verlangen Sie eine Nachauslieferung und beschweren Sie sich beim Dienstleister. Die dadurch entstehenden Mehrkosten können sicherlich eine Verhaltensänderung bewirken. Unternehmen müssen halt ihr System unter Kontrolle halten und der Verbraucher kann erwarten, dass der bezahlte Transport auch vollständig durchgeführt wird.
(stk., Foto: Armin Thiemer)