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Das Subjekt organisiert seine Wahrnehmung – Der Kampf um die Deutungshoheit

Wird der Mensch auf dem Hintergrund einer Pandemie orientierungslos? Der allgegenwärtige Versuch von Menschen und Gruppen Einfluß zu generieren und dabei durchaus wahrheitswidrige Positionen in die Öffentlichkeit zu stellen ist eine im Herbst erschienene Veröffentlichung von Sebastian Callies. „DEUTUNGSHOHEIT – Die Muster der Meinungsmacher“

Kampf um Deutungshoheit löst offene Debatte ab.
Zwei Wissenschaftler streiten angeregt über die Interpretation einer Coronastatistik. Was für Außenstehende wie ein eitler Gelehrtenstreit wirkt, schaukelt sich auf Plattformeb mit hunderttausenden Usern zum Entscheidungskampf zwischen Gut und Böse hoch. Es wird beleidigt, gespottet und gedroht. Das ist mittlerweile der Normalfall. Es nicht mehr darum, sich auf Augenhöhe zu begegnen und einen Kon-sens zu finden. Es geht darum, die Deutungshoheit zu gewinnen – die dominierende Interpretation eines Sachverhalts. Warum ist das so? Wie immunisiert man sich dagegen?

Like oder Dislike heißt es in der öffentlichen Arena heute, eine andere Option scheint es nicht zu geben. Die Logik der sozialen Medien hetzt gesellschaftliche Gruppen aufeinander. Alle Gleichgesinnten stehen in einem virtuellen Raum, in dem alle dasselbe rufen, das Echo immer lauter wird und sich alle in ihrer Meinung bestätigt fühlen. So finden übereinstimmende Meinungen zusammen – und getrennte Welten entstehen. Die klassi-schen Medien greifen diese Stimmungen auf und erwecken in einer hektischen Echtzeit-Berichterstattung zugleich den Ein-druck, das nächste „große Ding“ stünde unmittelbar bevor. Nur so bleiben die User bei der Stange und kehren immer und immer wieder. Die Folge ist eine Dauererregung mit immer extremeren Positionen, wie wir sie derzeit besonders in den USA beobachten können: „Wir leben unter der naiven Annahme, die Wirklichkeit sei natürlich so, wie wir sie sehen, und jeder, der sie anders sieht, müsse böswillig oder verrückt sein“, beschrieb es der berühmte Psychologe Paul Watzlawick. Wer anderer Ansicht ist, wird niedergebrüllt. Wem es gelingt, der Interpretation eines Ge-schehens seinen Stempel aufzudrücken – der versammelt die Truppen hinter sich. Der entscheidet, was für einen Teil der Öffentlichkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt die Realitätswahr-nehmung bestimmt.

Meinungsmacher übernehmen die Deutungshoheit
Viele große Meinungsmacher unserer Zeit haben das erkannt. Sie nutzen die Funktionsweise des neuen Mediensystems zu ihren Zwecken aus. Dabei mobilisieren sie eine Minderheit aus ihrer Nische und setzen ihre Themen über die sozialen Netzwerke. Donald Trump ist das offensichtlichste Beispiel dafür – ihm gelang es selbst nach seiner Abwahl noch, absurde Fanta-sien über einen Wahlbetrug medial wochenlang diskutieren zu lassen. Aber auch die Aktivistin Greta Thunberg hat es mit ihren zugespitzten Auftritten und ihrer radikalen Sprache geschafft, die westliche Klimabewegung zu radikalisieren und das Thema in den Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung zu bringen. Oder nehmen wir den amerikanischen Multiunternehmer und Börsen-held Elon Musk. Ihm folgen allein 40 Millionen Fans auf Twitter. Das ist eine gewaltige Anhängerschaft, die ihn beinahe wie einen Religionsführer verehrt und gegen jede Kritik immunisiert – ja mitunter als digitaler Mob sogar Kritiker öffentlich angeht. Eine PR-Abteilung wird da überflüssig, deshalb hat sie Tesla kürzlich auch abgeschafft. Das Unternehmen ist, ungeachtet eher bescheidener Verkaufszahlen, der wertvollste Autobauer und Musk einer der reichsten Menschen des Planeten geworden.
Alle drei Beispiele inszenieren ihre Aktivitäten als eine Art Kampf David gegen Goliath (was absurd anmutet, da beispielsweise Trump und Musk ja über enorme Machtmittel verfügen). Alle Drei nutzen vor allem die direkte Interaktion mit ihren Fans auf den sozialen Netzwerken. Alle Drei spielen in ihrem Interesse mit den Hoffnungen und Ängsten ihres Zielpublikums – auch wenn man die Ziele individuell völlig unterschiedlich bewerten mag. Die Fans und Follower fühlen sich ihren Idolen zugehörig, verbreiten deren Ideen und verteidigen sie im öffentlichen Diskurs. Das geht heute durch die sozialen Netzwerke viel einfa-cher, ist aber nicht neu. Der Wunsch, sich mit anderen zu verbinden und einer gemeinsamen Sache zugehörig zu fühlen, ist tief verankert. Wir wollen von einer Gruppe persönliche Anerken-nung erfahren, auch indem wir uns von anderen Sichtweisen abgrenzen und unseren Stamm gegen den anderen verteidigen. Natürlich wirken viele Meinungsmacher auch inspirierend. Wollen wir andere für unsere Ziele gewinnen und eigeninitiativ die großen und kleinen Dinge des beruflichen und privaten Alltags voranbringen, können wir von ihnen jede Menge lernen. Wir mögen es, begeistert zu werden und lassen uns gerne faszinieren. Und wer andere für sich einnimmt, kann sich von diesem Rausch auch zu Höchstleistungen tragen lassen. Daran ist nichts verkehrt, und wir können so in der Gemeinschaft auch unmögliche Dinge zusammen erreichen.

Das Leben ist ambivalent
Doch wenn wir aber vermeintliche Wahrheiten als gesetzt und unveränderlich hinnehmen, geben wir unser Schicksal in andere Hände. Dann bekommen diejenigen die Verantwortung, die uns ihre Sicht der Dinge als endgültig verkaufen – und die Deutungshoheit über den Diskurs gewonnen haben. Der Sozio-loge Zygmunt Bauman zeigte in seinem Buch Moderne und Am-bivalenz, wie stark die Moderne immer wieder auf Ordnung aus-gerichtet war und die Menschen darin auf „Entweder-oder-Unterscheidungen“ trainiert worden sind. Das führte direkt in poli-tische und gesellschaftliche Katastrophen, wie die totalitären Regime des 20. Jahrhunderts mit ihren Millionen von Opfern be-wiesen haben. Die Angst vor Ambivalenz, die fehlende Akzeptanz von zwiespältigen Gefühlen und Situationen, die zum menschlichen Dasein aber einfach dazugehören, ist eine Last der Vergangenheit, die wir eigentlich abgeschüttelt zu haben glaubten.

Wir haben es selbst in der Hand:

Bemühen Sie sich daher unbedingt, zwanghafte Vereinfachungen zu vermeiden
Gehen Sie davon aus, dass auch andere Interessen haben, die Sie vielleicht erst einmal nicht verstehen oder die Ihren auch zuwiderlaufen können.
Idealisieren wir Meinungsführer nicht, ganz gleich wie gut Ihnen ihre Absichten auch erscheinen mögen.
Nehmen Sie Informationen aus den Medien als das, was sie sind – kleine, ausgewählte und zugespitzte Ausschnitte der Realität aus Sicht der jeweils beteiligten Personen
Ignorieren Sie daher die täglichen Provokationen in den sozialen Netzen.

Sebastian Callies
DEUTUNGSHOHEIT
Die Muster der Meinungsmacher

  1. Auflage BusinessVillage 2020
    232 Seiten
    ISBN 978-3-86980-486-6 24,95 Euro
    ISBN (PDF) 978-3-86980-487-3 19,95 Euro
    ISBN (EPUB) 978-3-86980-549-8 19,95 Euro

Der Autor
Sebastian Callies ist Werbeexperte und Kommunikationsberater. Sein neues Buch „Deutungshoheit: Die Muster der Meinungsmacher“ ist im September bei BusinessVillage erschienen. » https://www.calliesundschewe.de/

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Corona Gesellschaft Kommentar

Jammerweihnacht 2020

Nun kommt wohl, was nach Ansicht ernstzunehmender Wissenschaftler schon lange hätte kommen sollen. Die strengere Gangart im öffentlichen Raum ist unabdingbar, denn in Anbetracht einer tödlichen Bedrohung ist das Setzen auf Freiwilligkeit und Einsicht eher eine waghalsige Hoffnung gewesen. Wenn Weihnacht als Zeit der Hoffnung von Gläubigen gesehen wird, bietet das Bild der Realität nicht nur in den Intensivstationen Ohnmacht und Elend. Dabei war die Entwicklung des Pandemiegeschehens vorhersehbar und auch durch den Vergleich mit Staaten, die eine frühere Entwicklung hatten, im Verlauf beschrieben. Der Föderalismus hat in der Bewältigung des Panademiegeschehens kein positives Bild gezeichnet. Dabei hätte man sich an anderen Staaten orientieren können, Südkorea hatte eine viel konsequentere Haltung eingenommen. Zwar hatte es auch dort Ausrutscher gegeben, wenn in Kirchen oder Nachtclubs unter dem Trieb der Vergesellschaftung wider alle Vernunft die Regeln nicht anerkannt wurden. Während wir uns nun eine Schockstarre über Weihnachten und Jahreswechsel verordnen, ist das öffentliche Leben in Südkorea kaum beeinträchtigt. Fragt man nach der Ursache für die Differenz, kommt man um eine Erkenntnis nicht herum, die Disziplin der Asiaten und die Einsicht in Notwendigkeiten sind ausgeprägter als in unserer Spaßkultur. Ein Phänomen ließ sich aber bei uns mit Beginn der Seuche beobachten. Vermeintliche Experten, als Politiker oder Verwaltungsfunktionsträger, traten wo immer möglich ins Rampenlicht oder setzten sich selbst über die sozialen Medien in Szene. Da konkurrierten dann Verwaltungsbeamte, Bürgermeister und Politiker mit Ratschlägen, „Erfolgsberichten“, gespickt mit den jeweils neuesten Zahlen „Wiedergenesener“ und Toten via Facebook, Twitter etc., um ja auf ihren Einsatz zu verweisen. Corona sprengte die Nachrichtenfesseln und führte zur persönlichen Kriegsberichtserstattung von der Pandemiefront. Müßig auf die Nachrichten der Tageszeitungen zu warten, wenn doch die neuesten Zahlen via Facebook von den Verwaltungsakteuren direkt abgeklickt werden können. Distanzen wurden in den Sozialen Medien, in denen das System die „Du-Befreundung“ schon vorgaukelt, vollständig aufgegeben. Das Buhlen um Gunst und Ansehen jenseits von Wahlkämpfen aus der „Macher“ Perspektive. Das die Freiheit des Politikers aber Distanz zu allzu wirtschafltich gedachten Bedenken benötigt, um auch unpopuläre Maßnahmen einfordern zu können, schien vergessen. Erst jetzt bringt das Leid der großen Zahl die Panik und entschuldigende Geste über das zurückliegende Zaudern und Taktieren. Nein, analysierend Zurückschauen möchte man nicht, die Gegenwart ist grausig genug, der Rückblick käme an der Frage des anfänglichen Versagens nicht vorbei.

Ich erinnere mich an den Beginn der Entwicklung. Ich kam gerade von Südkorea zurück, wo wir durch überall sichtbare Veränderungen und pausenlose Beiträge in Funk und Fernsehen auf die neuen Verhaltensnotwendigkeiten vorbereitet waren. Überall Desinfektionsmittel, selbst in Toiletten, die öffentlichen dort allgemein sauberer und kostenlos in größerer Zahl bereitstehend, als wir dies aus unserer heimischen Großstadt kennen. In Kaufhäusern, Hochhausfluren und Aufzügen, überall Menschen mit Masken. Weitgehend selbstgenähte, häufig modische Modelle, immerhin gehört es ich in Korea, daß man auf der Straße wohlgekleidet ist. Mir selbst fällt auf, daß mich Unbekannte auf einmal direkt in Koreanisch ansprechen, wo ansonsten das wohl mit englischen Vokabeln erfolgt wäre. Schnell erschließt sich mir mein Ansichtswechsel… Koreaner tragen auch im Alter Grau und nun fehlte die ansonsten dominante Nase des Europäers, elegant durch die Maske verdeckt. Der Wechsel nach Deutschland führt zu entsetztem Erstaunen. Bereits am Flughafen Menschengruppen in enger Zuwendung. Nein, Corona ist doch weit weg. Es folgen die Monate im Kompetenzgerangel und Freiheitsdiskussionen, die an philosophische Erstseminare erinnerten. Wenn der Eimer der Vernunft aber nun ein Loch hat, predigt selbst der/die Weise in die Wüste. Jochen Steffens Wort, „Junge, du wirst noch mal eine Zeit erleben, da wird nicht mehr regiert, da werden Mängel verwaltet.“ kommt mir in den Sinn. Als Schüler noch, traf ich auf ihn im Rahmen einer gesellschaftspolitischen Veranstaltung in der Essener Volkshochschule. Das von ihm beschriebene Szenario offenbart sich nun in der Krise. Die Politik wird in wichtigen Fragen handlungsunfähig, selbst da, wo in der Bevölkerung bei konkreter Umsetzung Verständnis zu erwarten wäre. Stattdessen dominieren Unvernünftige und agitierende Minderheiten die Leere.

In meiner Herkunftsfamilie hörte ich oft die Floskel, „ihr könnt da ohnehin nicht mitreden, ihr habt ja noch nichts mitgemacht.“ Die Alarmbereitschaft in den Bombennächten, das Bergen von Leichen aus zerbombten Kellern, nein, das entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Ob sie, längst verstorben, heute die Belastung ausbleibenden Besuchs, oder das Maskentragen wohl beklagen würden? Klagen war ihnen ja bereits als Kinder aberzogen worden, aber ich bin sicher, sie wären furchtloser als viele Zeitgenossen, denn der Feind ist bekannt und man kann handeln. Die Freiheit zur Handlung statt diffuser Ängste. Die Einsicht in das Notwendige der Handlung, das kein Zaudern duldet. Es ist die Kraft, die ich nicht im Verhalten vieler Politiker wiederfinde. Das Jammern der Einzelnen temporär nicht allein sein zu können, die Abhängigkeit vonfortwährender Vergesellschaftung, es ist symptomatisch für die Leere in einer Überflußgesellschaft, die dem Einzelnen den Anreiz zur Entwicklung einer selbständigen Persönlichkeit nimmt.

Ende Januar werden wir den interkulturellen Vergleich mit Korea fortsetzen können. Das notwendige C1 Visum zur Einreise ist durch das koreanische Justizministerium erteilt und gleich der Verhaltenskatalog unterschrieben, der uns eine 14-tägige häusliche Meditation vorschreibt. Bekannte, die in normalen Zeiten gerne mal zwei Wochen eine Auszeit in einem Kloster in der koreanischen Bergwelt nahmen, hätten derzeit keine Möglichkeit, Korea verweigert konsequent Besuchsreisen. Den Weisungen folgend werden wir also vom Flughafen aus auf dem Hintersitz eines Fahrzeugs, nicht sprechend und mit Maske unseren Zielord ansteuern und dort unsere Wohnung nicht verlassen. Die Literatur ist bereits ausgewählt und es wird sicherlich eine entspannte Zeit, bevor wir Ihnen dann weitere drei Wochen einen Einblick in den koreanischen Alltag unter Pandemiebedingungen übermitteln werden.

Bleiben Sie gesund, oder wie wir es in Ostfriesland zu sagen pflegen: Hol di munter. Zuversicht ist auch in der Krise die stärkste Kraft.

(stk)

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Corona Covid-19 Gesundheit Soziales

123 Tote in Essen in Verbindung mit einer Covid-19-Infektion

Stand heute, am 30. 11. 2020, beklagt Essen bereits 123 Todesfälle. Am vergangenen Samstag, 28. November, ist ein 67-jähriger Essener in der Universitätsmedizin Essen verstorben. Am gestrigen Sonntag (29.11.) ist ein 88-jähriger Essener im Universitätsklinikum Essen verstorben. Ebenfalls im Universitätsklinikum ist gestern eine 80-jährige Essenerin verstorben. Ein 92-jähriger Essener ist ebenfalls gestern verstorben. Am heutigen Montag (30.11.) ist ein 72-jähriger Essener in der Universitätsmedizin Essen verstorben. Ebenfalls heute ist ein 89-jähriger Essener im Universitätsklinikum Essen verstorben. Die Zahl der an oder in Verbindung mit einer Coronavirus-Infektion Verstorbenen liegt derzeit bei 123.

(ü. Pm. Stadt Essen)

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Corona Kommentar

Was gilt es zu schützen?

„Weitere Einschränkungen können zu einer ablehnenden Haltung in der Bevölkerung führen…“ diesen Satz konnte man bei der Verkündung neuer Einschränkungsempfehlungen vernehmen. Welcher interessegeleitete Entschluß wird mit dieser Aussage demonstriert? Sind notwendige und auf wissenschaftlicher Basis sinnvolle Entscheidungen jetzt nur noch auf dem Hintergrund von Akzeptanz der Massen zu fällen? Derzeit überbieten sich Lokalkommentatoren in der Bewertung der Sinnhaftigkeit von Sanktionen, die auf das Anschnellen der Coronaraten getroffen werden. Ökonomische und soziale Faktoren bekommen nach den Erfahrungen der ersten Coronawelle mehr Aufmerksamkeit und gewinnen an Bedeutung in allen Entscheidungen. Gleichzeitig geraten in dieser Konstellation Politiker in die Rolle von ethischen Entscheidungsträgern. Wieviel Risiko kann und darf ich politisch rechtfertigen ohne die Grundrechte des einzelnen Bürgers auf Schutz und gesundheitliche Unversehrtheit zu verletzen? Können letztere überhaupt nach dem Prinzip der Massenabstimmung mit beliebigem Ausgang herbeigeführt werden, oder ist die „Unantastbarkeit des Einzelnen“ eine unhintergehbare Schranke, für die der gewählte Politiker ohne Interessenabwägung sonstiger Neigungen einzustehen hat? Ein Blick nach Asien sollte nachdenklich machen und sich nicht auf Länder ohne demokratischer Grundordnung beschränken. Südkorea hat in beispielhafter Weise schnell und äußerst konsequent auf die aufkommende Pandemie reagiert. Ergebnis ist eine vergleichsweise geringe Todesrate und eine landesweite Akzeptanz der von der Regierung zentral vorgegebenen Verhaltensanforderungen. Disziplin ist ein Wesensmerkmal in der demokratischen Gesellschaft, um die in Korea die Regierung nicht buhlen muß. Man empfindet keine Verletzung des Datenschutzes, wenn das leibliche Wohl und Überleben von Menschen Transparenz erfordert. Letztlich muß jeder Verantwortliche als Bürger oder Politiker sich der ethischen Bedingungen vergewissern um nicht in die Diktatur von ökonomischen und sozialen Wunsch- und Gewinnerwartungen zu steuern. Längst geht es nicht mehr ausschließlich um den Verlust von Existenzen, die Fiktion eines Grundanspruchs auf das hemmungslose Ausleben von „sozialen Happenings“ wird medial unkritisch als hinzunehmende Gegebenheit transportiert. Das sich nicht Allein-Ertragen können, das Fliehen aus der häuslichen Umgebung über alle Maßen sind beobachtbare persönliche Defizite, die zu einer Anspruchserwartung verleiten und jeden Politier in der Freiheit seiner Entscheidung hemmen, wenn sie doch der Erwartungshaltung seines Wahlklientels widerspricht. Ergebnis sind zögerliches Urteil und zaghafte Handlung, Erklärungsbedarf und Rechtfertigungszwang, die der Bedrohung durch das Virus und dem Schutz aller Menschen nicht gerecht werden.

Hier soll nicht der obrigkeitsstaatlichen Machtausübung das Wort geredet werden, Politik muß kontrolliert und auch kritisiert werden, sie muß transparent sein und sich verantworten, aber sie muß auch systemadäquat handlungsfähig bleiben. Derzeitig kann ich mich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, dass das politische Geschehen mehr Kraft auf die Erlangung der Wählergunst, als auf die notwendige Durchsetzung von Schutzmaßnahmen im Interesse aller Bürger fordert. Wenn inzwischen die Großstädte in Deutschland zu Risikozonen werden und eine Flächenausbreitung erfolgt, wird der gesamtwirtschaftliche Schaden sich nicht mehr am Scheitern des nächstgelegenen Kneipenwirts messen lassen. In vielen Staaten der Welt geht es schon lange nicht mehr um den Lustfaktor Freizeit und soziale Animation, der Hunger und infolge das Aufkommen hierdurch bedingter Krankheiten führen in den stillen Tod der Schwächsten jener Gesellschaften. Corona ist eine Wendezeit, in der unsere Wertvorstellungen auf dem Prüfstein stehen.

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Energieversorgung

Schwierige Suche nach Endlagern für die Last der Atomenergie

Neuer Podcast „Auf Endlagersuche“

Die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb hat heute den neuen Podcast „Auf Endlagersuche. Der deutsche Weg zu einem sicheren Atommülllager“ gestartet. Der Podcast ist sowohl auf www.bpb.de/endlagersuche als auch bei Spotify und iTunes kostenlos verfügbar.

Seit Jahrzehnten beschäftigt das Thema Atomenergie die Menschen in Deutschland. Es spaltet und polarisiert. Im Herbst 2020 beginnt nun die „heiße“ Phase der Endlagersuche in Deutschland. Heute veröffentlicht die Bundesgesellschaft für Endlagerung den „Zwischenbericht Teilgebiete“ und damit Orte, die aus geologischer Sicht als Endlagerstandort für hochradioaktive Abfälle in Frage kommen können. Was das genau heißt, wie und von wem diese Gebiete ausgewählt wurden und wie es nach der Entscheidung weitergeht, darüber sprechen wir in dem neuen Podcast der bpb „Auf Endlagersuche. Der deutsche Weg zu einem sicheren Atommülllager“.



In insgesamt sechs Folgen erklären Experten wofür genau ein Endlager gesucht wird. Sie zeigen auf, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und erklären, wie der Findungsprozess verläuft. Deutlich wird auch, wie jede Generation ihren eigenen Umgang mit dem Thema finden muss. Die jüngste Suche ist schließlich nicht der erste Versuch, ein solches Endlager zu finden.

Der Trailer zum Podcast und die ersten fünf Folgen sind abrufbar unter: www.bpb.de/endlagersuche/ sowie https://open.spotify.com/show/1hYqtTBZCJis6oYivWl2np.

Podcast der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Atomenergie / Ab sofort auf bpb.de, Spotify und iTunes

(ü. Pm.: Bundeszentrale für politische Bildung)

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Bäder Denkmalschutz Gruga Soziales Sport

Grugabad in der Denkmalliste

Grugabad-Freunde begrüßen Eintragung in die Denkmalliste

„Wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Instandsetzung“


Am letzten Donnerstag, 3. September 2020, hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung beschlossen, das Grugabad in die Denkmalliste der Stadt Essen einzutragen. Den entsprechenden Antrag hatte das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland im September 2014 gestellt.

Der Vorstand des Vereins der Grugabad-Freunde freut sich sehr, dass das Grugabad jetzt offiziell in die Denkmalliste eingetragen wird: „Wir glauben, dass dies ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Instandsetzung ist. Die Entscheidung, das Grugabad unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu sanieren, darf auch bedeuten, es in seinem bereits für damalige Zeiten zukunftsweisenden Geist als Erholungs- und Begegnungsort sowie als Ort für den Breitensport für alle Bürger*innen der Stadt Essen und der Region zu erhalten. Die in Stein gehauene Vision des Architekten Gerd Lichtenhahn, eine großzügige, bis ins Detail durchgestaltete Schwimmlandschaft für Menschen aus allen Alters- und Gesellschaftsbereichen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen zu schaffen, ist auch heute hochaktuell. Das einzigartige schwebende Gesamtensemble mit den großzügigen Wasserflächen, den Highlights Tribüne, Wellenbecken, Sprungturm, Elefantenrutsche sowie den rahmenden Grünflächen hat das Potential, als sportlicher und kultureller Leuchtturm über Essen hinaus zu strahlen. Als lebendiges Denkmal und eindrucksvolles Zeugnis für die Wohlfahrtpolitik unserer Stadt ist das Grugabad zudem ein wichtiger zentraler Ort, an dem die Stadt zusammenwachsen kann. Essen braucht solche Orte.“

Seit seiner Gründung im Dezember 2017 setzt sich der gemeinnützige Verein Grugabad-Freunde aktiv für den Erhalt und den lebendigen Betrieb des Grugabades ein. Mit Aktionen wie der Beteiligung am bundesweiten Tag des offenen Denkmals 2018 und 2019 und regelmäßigen öffentlichen Führungen während der Schwimmsaison machen sie gemeinsam mit dem Grugabad-Team die besonderen kulturellen, baulichen, sozialen und gesundheitlichen Aspekte erfahrbar. Auf der Internetseite www.grugabad-freunde.de stellt der Verein Fotos, Texte und Informationen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft des einzigartigen Bades zusammen. Grugabad-Freunde e.V. versteht sich als Sprecher aller Freundinnen und Freunde des Grugabads und als Ansprechpartner für Verwaltung und Politik.

(ü. Pm, Freundinnen und Freunde des Grugabads)

Foto: Freundinnen und Freunde des Grugabads